Rotkreuzschwester Elisabeth Ziebell betreut China-Heimkehrer in Quarantäne

Freiwilliges Engagement für China-Heimkehrer in Quarantäne: „DRK-Schwester war das Codewort für professionelle Pflege“!

Rotkreuzschwester Elisabeth Ziebell (39) von der DRK-Schwesternschaft Hamburg hat in Berlin die China-Heimkehrer in Quarantäne betreut.

Die sieben berufsethischen Grundsätze waren der Grund, warum Elisabeth Ziebell vor knapp fünf Jahren bei der DRK-Schwesternschaft Hamburg Mitglied werden wollte. Und bis zum heutigen Tag nicht bereut. Gerade erst hat sie wieder erlebt, wie viele Vorteile die Mitgliedschaft bietet, als sie gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, sich in Berlin eine Weile lang um die Coronavirusbedingt zurückgeholten Deutschen aus China zu kümmern, die zunächst in Quarantäne bleiben mussten. Selbstverständlich hat die Rotkreuzschwester zugesagt – sie lebt und liebt die Gemeinschaft der DRK-Schwesternschaften und ist stolz darauf. „Wichtige Punkte dabei waren für mich immer die Neutralität und die Menschlichkeit“, sagt Ziebell, die normalerweise im Asklepios Westklinikum arbeitet.

Jetzt liegt ein besonderer Einsatz hinter ihr: Die 39-Jährige war eine von vier Rotkreuzschwestern, die sich in den DRK-Kliniken Köpenick in Berlin um die Rückkehrer aus Wuhan gekümmert hat. „Es war eine inspirierende Zeit, vor allem weil wir durch die Ehrenamtlichen des DRK eine Wertschätzung erlebt haben, die nicht selbstverständlich ist. Was uns besonders gefreut hat: Immer wenn wir erklärt haben, dass wir Rotkreuzschwestern sind, war das quasi das Codewort für „tolle Pflege“, erzählt Elisabeth Ziebell strahlend.

Unterstützung erfuhr sie auch durch Familie und Freunde. „Gott sei Dank hatte da niemand Angst, ich könne das Virus mit nach Hause bringen, sagt sie. „Bei einer Kollegin war das anders – da sind viele sind nach dem Einsatz auf Distanz gegangen. Und auch vor dem Klinikum in Köpenick gab es Demonstrationen gegen die Unterbringung der möglichen Coronavirus-Patienten, obwohl die Rückkehrer in einem anderen Gebäude untergebracht waren. Elisabeth Ziebell versteht das: „Dieses Virus wird als eine neue Bedrohung für die Menschen empfunden, daher ist es natürlich, dass sie Angst haben“, sagt sie.

Jetzt ist Elisabeth Ziebell wieder zurück in Hamburg und denkt nahezu lyrisch an die Zeit zurück. Sie hat sich freiwillig für das siebentägige Engagement gemeldet und ist dankbar für die spannende Abwechslung im Team und den Austausch mit den Kollegen. „So einen Einsatz hatte ich noch nie – neben der Abwechslung im Job waren wir auch noch in einem tollen Hotel untergebracht und wurden super verpflegt. Und wann darf man sonst schon mit dem Taxi zur Arbeit fahren?“, scherzt die Hamburger Frohnatur. Und erzählt weiter: „Auch die Bedingungen für die Patienten waren den Umständen entsprechend sehr entspannt. Im zweiten Stock eines Verwaltungsgebäudes waren in Köpenick zwölf Räume für die 16 Erwachsenen und vier Kinder hergerichtet worden. Es ist nicht leicht, zwei Wochen in der Isolation zu leben.“ Die Dauer rührt daher, dass Experten diese Zeit als maximale Inkubationszeit des Erregers annehmen, also als Zeit zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch. „Getrennt von den Familien, auszuharren auf wenigen Quadratmetern, umgeben von Menschen, die man nicht kennt – das kann eine starke Belastung sein. Den Menschen fehlt vor allem Normalität.“ Daher hat Elisabeth Ziebell auch Respekt vor den Patienten bzw. wie sie mit dieser Situation umgehen. Und natürlich verarbeitet jeder Mensch die Quarantäne unterschiedlich. Sie verrät dennoch nicht, was die Menschen im Einzelnen bewegt: „Zum einen geht es um den Schutz der Privatsphäre, zum anderen beruht meine Arbeit generell auch darauf, dass die Menschen mir vertrauen können.“ Denn auch wenn die Chinarückkehrer anonym geblieben sind, standen sie doch dauernd unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Ernsthaft krank war hier niemand – anders als die Patienten, mit denen sie es normalerweise zu tun hat.
Ziebell wurde in der Nachtschicht eingesetzt, die je nachdem zwischen acht und zwölf Stunden dauerte, war für die medizinische, aber vor allem für die soziale Betreuung der Menschen zuständig. Sich kümmern, ein offenes Ohr für die Menschen haben oder einfach nur zuhören.

Ihr Fazit: „Mein Einsatz hat mir mal wieder gezeigt, dass die Versorgung von Menschen in Krisenzeiten nach unseren Rotkreuzgrundsätzen für mich genauso wichtig sein kann wie Intensivpflegerische Versorgung von Patienten in einem Krankenhaus.“

Bilder: Philipp Köhler und Wolfgang Borrs

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